Am 1. September fand in Chur ein Anlass von GRimpuls zum Thema nachhaltiges Wirtschaften statt. Verschiedene Expertinnen und Experten sowie sechs Unternehmen zeigten, wie es gehen kann.
© Riccardo Götz
© Riccardo Götz
© Riccardo Götz
Wie geht nachhaltiges Wirtschaften? Auf diese Frage lieferten am Anlass von GRimpuls in Chur Expertinnen und Experten sowie Unternehmen aus dem Kanton Graubünden verschiedene Antworten. 175 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten den Anlass vom 1. September im B12 Café mitten in Chur. Unser Geschäftsleitungsmitglied Rochus Burtscher durfte als Teilantwort auf die Frage das Energie-Management der EnAW vorstellen.
Um das Thema Nachhaltigkeit kommt man nicht mehr herum. So viel steht bereits nach der Begrüssungsrede von Romano Seglias, Präsident Handelskammer und Arbeitsgeberverbrand Graubünden, fest. Doch was heisst Nachhaltigkeit überhaupt? Regierungspräsident Marcus Caduff stellt im Grusswort der Regierung fest, dass es zwar unterschiedliche Definitionen gebe. Der Schlüssel zur nachhaltigen Zukunft aber in der Innovation liege. Und genau solche Innovationen wurden im Anschluss vorgestellt.
Insgesamt sechs Bündner Unternehmen stellten ihre Bestrebungen in Sachen Nachhaltigkeit in kurzen Elevator-Pitches vor. Dabei sticht hervor: Die Möglichkeiten, um nachhaltig zu wirtschaften, sind vielfältig. Unter den präsentierenden Unternehmen waren auch EnAW-Teilnehmende anwesend: «Energie sind Kosten», sagte zum Beispiel Urs Janssen von der Ems Chemie und betonte, dass Energiesparen in Domat/Ems schon lange auf der Tagesordnung steht. Ein energetischer Coup sei der Bau des grössten Biomassekraftwerks von Mitteleuropa gewesen, dank welchem die Ems Chemie ihre CO2-Bilanz markant verbesserte. Auch für Martin Reisinger von der Elis Schweiz AG ist Nachhaltigkeit selbstverständlich und als Wert fest in der Firmenkultur verankert. Gemeinsam mit der EnAW verbessert die Wäscherei ihren Energieverbrauch mit nachhaltigen und wirtschaftlichen Massnahmen laufend.
Wir danken den Organisatoren von GRimpuls-Anlass herzlich und freuen uns, die Wirtschaft gemeinsam nachhaltiger zu gestalten.
Die Reinigung von Abwasser ist energieintensiv. Deshalb setzt die ARA Gadenstatt in Davos in Zusammenarbeit mit der EnAW auf ein effizientes Energie-Management. Neben einem neuen Heizsystem mit Abwasserwärmepumpe steht in Davos auch das erste hochalpine Solarfaltdach. Damit produziert die ARA Gadenstatt sogar in den schneereichen Wintermonaten Energie.
Musterschülerin in Sachen Energieeffizienz: Dank dem Solarfaltdach HORIZON produziert die ARA Gadenstatt in Davos auch über die Wintermonate Solarstrom.
Eingebettet ins Davoser Bergpanorama erscheint die ARA Gadenstatt in Davos fast unscheinbar. Sie ist die grösste von insgesamt vier Abwasserreinigungsanlagen in der Gemeinde und funktioniert nach dem mechanisch-biologischen Prinzip. In nur fünf bis neun Stunden durchläuft hier das Abwasser den kompletten Reinigungsprozess in zwei parallel verlaufenden Reinigungsstrassen, bevor es über einen Ablaufkanal ins Ausgleichsbecken in Glaris und von dort in einer Druckleitung hinunter nach Filisur fliesst, wo es turbiniert wird. Doch bis das Abwasser in vorgeschriebener Qualität gesäubert ist, braucht es vor allem eines: viel Energie.
Nach den Bergbahnen ist die ARA Gadenstatt einer der grösseren Energieverbraucher in der Gemeinde Davos. Das weiss keiner besser als der Betriebsleiter Markus Wendler. Er leitet die Kläranlage seit 2016 und erklärt, wo die meiste Energie benötigt wird: «Damit die Biologie in den sogenannten Belebungsbecken richtig funktioniert, müssen die Becken konstant mit Sauerstoff versorgt werden.» Dafür werde durch 1200 Tellerbelüfter mal mehr und mal weniger Luft hindurchgepresst, und das während 24 Stunden und an 365 Tagen im Jahr, so der Betriebsleiter. Erzeugt wird diese Luft durch drei unterschiedlich grosse Gebläse. Ebenso energieintensiv sei der Prozess im Faulturm. Für die Faulgasproduktion müsse der Schlamm bei 38 Grad Celsius gelagert werden, wofür es eine Vorlauftemperatur von 60 Grad Celsius brauche. «Für die Beheizung des Faulturms und der Gebäude verheizten wir jährlich rund 60 000 bis 70 000 Liter Heizöl», sagt Wendler.
«Als ARA sind wir bestrebt, die Umwelt nicht zu belasten», so der Betriebsleiter. Deshalb liege der nachhaltige und schonende Umgang mit den Ressourcen in der Natur der Sache. Hinzu kommt, dass sich Davos als Energiestadt zu einer nachhaltigen Energiepolitik verpflichtete. Bis 2036 strebt die höchstgelegenste Stadt Europas die Energieautarkie an. So erstaunt es wenig, dass die ARA Gadenstatt gemeinsam mit der EnAW die Energieeffizienz in der Kläranlage auf Vordermann brachte.
2016 musste aufgrund gesetzlicher Vorgaben ein Ablaufkanal realisiert werden. Im gleichen Schritt setzte die ARA Gadenstatt eine grosse energetische Massnahme um, indem sie im Ablauf des gereinigten Wassers einen Wärmetauscher integrierte. «Damit entziehen wir dem die ARA verlassenden und gereinigten Abwasser Wärme», erklärt der Betriebsleiter. 2017 folgte die Installation der speziell hergestellten Abwasserwärmepumpe und des Wärmespeichers. Auch wenn die Investition kosten- und zeitintensiv war, habe sie sich aus
energetischer Sicht mehr als gelohnt: Heute verbraucht die Kläranlage praktisch kein Heizöl mehr. «Wir sparen also rund 60 000 bis 70 000 Liter Heizöl ein pro Jahr.»
Auch in Sachen Strom ist die ARA Gadenstatt eine Musterschülerin. So schwebte die Idee einer betriebsinternen Stromproduktion schon länger im Kopf des Betriebsleiters herum. Denn der Standort sei rein theoretisch optimal gelegen für die Energieproduktion mittels PV-Anlage, wie Wendler erzählt. Wären da doch bloss nicht die schneereichen und langen Wintermonate. «Denn mit einer herkömmlichen PV-Anlage produzieren wir in Davos zwischen November und Mai wegen des Schnees keinen Strom», so Wendler. Die Lösung für dieses Problem wurde nur wenige Luftkilometer von Davos entfernt in Zizers entwickelt: Das Solarfaltdach HORIZON verwandelt nämlich industrielle Nutzflächen in Solarkraftwerke und eignet sich besonders gut für Parkplätze, Logistikareale oder Kläranlagen. Die neuartige Technologie, die an einer Klärwerktagung in Chur präsentiert wurde, begeisterte den Betriebsleiter sofort. Doch funktioniert sie auch in der alpineren Höhenlage von Davos?
Nach einem umfangreichen Variantenstudium und genauen Berechnungen war klar: Das Solarfaltdach ist die perfekte Lösung für die ARA Gadenstatt – auch wenn die Investitionskosten hoch sind. «Da wir aber aufzeigen konnten, dass wir mehr als 90 Prozent des produzierten Stroms selbst verbrauchen, kam der Antrag auch im Landrat durch», erinnert sich Wendler. Seit Herbst 2020 steht in Davos auf rund 1500 Meter über Meer nun also das erste hochalpine Solarfaltdach. «Sobald die Messstation Schnee oder Wind registriert, werden die Panels automatisch eingefahren», erklärt Wendler. Und das sei auch schon die ganze Hexerei. Denn durch den automatischen Einfahrmechanismus bleiben die Panels immer schneefrei und dadurch funktionstüchtig: «Mit den ersten Sonnenstrahlen wird das Solarfaltdach wieder ausgefahren. So können wir auch im Winter Solarenergie produzieren», sagt er. Die Idee hinter dem Solarfaltdach sei damit simpel, aber genial.
Wie genial die Idee ist, zeigen die Ergebnisse an einem schneereichen oder bewölkten Wintertag. Denn auch wenn die Anlage nur wenige Stunden ausgefahren ist, produziert sie ein paar Kilowattstunden Strom. Erklären lässt sich dies mit dem Albedo-Effekt, der eine erhöhte Strahlungsenergie bewirkt. «Selbst im Sommer mit mehr Sonnenstunden haben wir nie dieselbe Strahlungsenergie wie im Winter mit den schneebedeckten Hängen», zeigt sich der Betriebsleiter begeistert. Das Produkt überzeugt ihn aber auch in weiteren Belangen: Es ist «seriös, zuverlässig und einwandfrei». Die Instandhaltung sei marginal, zudem spende das Dach im Sommer Schatten. Das macht nicht nur die Arbeit für seine Mitarbeitenden an wärmeren Tagen sehr angenehm, sondern reduziert auch die Algenbildung im Becken. Auch der EnAW-Berater der ARA Gadenstatt, Claudio Bock, zeigt sich begeistert vom Solarfaltdach. «Für eine ARA ist das Solarfaltdach der optimale Energieproduzent», sagt Bock, der neben der ARA Davos noch weitere ARAs betreut. Ob es denn neben den hohen Investitionskosten gar keinen Nachteil gebe? Der Betriebsleiter denkt lange nach und stellt fest, dass er im Winter etwas mehr Schneeschaufeln müsse rund um die Becken als zuvor. «Das ist aber kaum nennenswert.»
Gemäss Bock seien nun die grössten Energieeffizienzziele erreicht. «Wir machen aber trotzdem weiter», sagt Wendler und erzählt, dass sie gerade daran seien, den Faulturm zu inspizieren. «Der ist aktuell noch der grösste Energieverbraucher», so Bock. Im Winter sieht man es mit blossem Auge: Denn der Faulturm gibt so viel Wärme ab, dass das Dach immer schneefrei bleibt. Welche Massnahme da ans Ziel führt, ist allerdings noch offen. Klar ist aber, dass die ARA Gadenstatt den Lösungsweg zusammen mit der EnAW angeht. «Die Zusammenarbeit mit Claudio Bock möchte ich nicht missen», betont der Betriebsleiter. «Ich komme mit einer Idee und er macht die Berechnungen und präsentiert Lösungen.»
Das Wichtigste in Kürze
Die ARA Gadenstatt in Davos ist neben den Bergbahnen einer der grössten Energieverbraucher in der Gemeinde Davos und eine Musterschülerin in Sachen Energieeffizienz.
2016 installierte die Kläranlage ein neues Heizsystem mit speziell hergestellter Abwasserwärmepumpe. Dadurch spart sie jährlich 60 000 bis 70 000 Liter Heizöl ein.
Seit 2020 steht in Davos zudem das erste hochalpine Solarfaltdach, welches auch im Schnee funktionieren musste. Dank dieser neuartigen Technologie produziert die ARA Gadenstatt auch im Winter Solarenergie.
Das Mineralbad Bogn Engiadina in Scuol ist eine der bekanntesten Adressen für Entspannung und Wasserspass. Badewasser für rund 180 000 Gäste pro Jahr aufzubereiten ist aber energieaufwendig. In Zusammenarbeit mit der EnAW konnte das Bogn Engiadina seine Energiebilanz stark verbessern.
Wirtschaftliche Energiesparmassnahmen ermöglichen einen energieeffizienten Badegenuss im Bogn Engiadina.
Die Tradition der Bäderkur ist in Scuol jahrhundertealt und hat dem Ort zu internationaler Bekanntheit verholfen. Das Bogn Engiadina bietet seinen Gästen auch heute noch ein besonderes Wassererlebnis: Wer sich traut, startet mit einer Abkühlung und steigt in der Kaltwassergrotte in frische 16 Grad Celsius, um sich dann in der benachbarten Warmwassergrotte bei 37 Grad Celsius wieder aufzuwärmen. In der Saunalandschaft herrschen mitunter sogar schweisstreibende 90 Grad Celsius. Im Aussenbereich des Bades können sich die Badegäste vom Sprudelbecken massieren lassen und dabei die Aussicht auf den Piz Lischana zur linken und den Piz Pisoc zur rechten Seite geniessen.
Damit dieser Badegenuss möglich wird, laufen ein paar Stockwerke weiter unten die Maschinen auf Hochtouren. Adrian Taisch, Leiter Technik des Bades, deutet auf einen Wasserzähler, der eine schnell steigende Zahl anzeigt. «Jetzt hat sich soeben der Wasserfall in der Warmwassergrotte eingeschaltet», erklärt er. Hier unten im Maschinenraum wird fassbar, was es braucht, damit die Gäste sorglos baden und sich entspannen können, und wie viel Energie dabei im Spiel ist. Fraglos die grössten Energiefresser sind die Becken, deren Temperatur konstant gehalten werden muss. Im Unterschied zu vielen anderen Bädern in der Schweiz ist das Bogn Engiadina nämlich nicht ein Thermal-, sondern ein Mineralbad. Für die Wasseraufbereitung bedeutet das nicht nur, dass mehr als eine Tonne Eisen- und Manganablagerungen pro Jahr aus dem System entfernt werden muss. Auch muss das Wasser gerade im Winter aufwendig geheizt werden, wenn es mit nur vier Grad aus dem Berg sprudelt. Der Grossteil der Energie, die das Bogn Engiadina verbraucht, fliesst also in den Heizprozess – und jedes Grad kostet dabei Geld. Es komme vor, dass Badegäste die Wassertemperatur beanstanden. «Für die Kundenzufriedenheit wollen wir dem Gast entgegenkommen und die Wassertemperatur erhöhen», sagt Direktor Claudio Duschletta. «Ein halbes Grad kann aber schon mal bis zu 25 000 Franken pro Jahr zusätzlich kosten.»
Den Energiehaushalt wirtschaftlich zu optimieren hat in Scuol unter anderem deshalb seit jeher Tradition. Bereits 1995 wurde das Bogn Engiadina mit dem Prix d’Etat für die energietechnische Planung ausgezeichnet, die unter anderem eine Wärmepumpe und ein Wärmerückgewinnungsbecken vorsah – damals ein sehr innovatives Projekt. «Den Preis hätten wir auch heute wieder verdient», sind sich Duschletta und Taisch einig. «So ein Bad, das jeden Tag im Jahr offen hat und auch im Winter eine angenehme Badetemperatur ermöglicht, ist nicht unbedingt ökologisch», räumt Duschletta ein. «Aber in Zusammenarbeit mit der EnAW und unserem Berater Daniel Schneiter konnten wir einige Veränderungen vornehmen, die sich merklich auf unseren Energieverbrauch auswirken.»
Adrian Taisch, der 2021 sein 10-Jahr-Jubiläum im Bogn Engiadina feierte, kann bestätigen, dass sich in Bezug auf Energie und Nachhaltigkeit einiges getan hat. Ein entscheidender Impuls für die jüngsten Sanierungen und Massnahmen sei von der EnAW ausgegangen, die das Bogn Engiadina als Grossverbraucher im Jahr 2014 kontaktiert und eine Zusammenarbeit vorgeschlagen habe. Dabei konnten die Techniker auf gute Voraussetzungen aufbauen. Bereits vorhanden war ein Erdsondenfeld mit total sechs Kilometer Leitungen, die im Winter als Wärmequelle dienen. Diese Erdsondenanlage konnte in das neue Energiekonzept eingebunden werden. Vom Frühling bis im Herbst kommen neu Aussenluftkühler zum Einsatz, die auf dem Dach installiert sind und der Umgebungsluft Wärme entziehen. Bleibt dabei Wärme übrig, die nicht für das Heizen der Bäder verwendet wird, kann diese Energie in die Erdsonde eingespeist und bis im Winter gelagert werden. Doch auch kleinere Anpassungen tragen dazu bei, dass weniger Energie verbraucht wird, etwa die wassersparenden Duschköpfe, die im gesamten Bad eingebaut wurden. Alle Massnahmen zusammengenommen, spart das Bogn Engiadina pro Jahr mit bis zu 135 000 Liter nicht nur genug Heizöl, um 45 Haushalte ein Jahr lang zu beheizen, sondern auch 20 000 Kubikmeter Wasser – eine Menge, mit der man ganze 38 Bogn Engiadinas füllen könnte. Eine Rechnung, die mehr als aufgeht: «Das investierte Geld für diese Massnahmen haben wir nach spätestens sechs Jahren wieder drin, die Investition hat sich also absolut gelohnt», sagt Duschletta zufrieden. «Und wir haben jetzt etwas, was auch in Zukunft hält.»
Alle Massnahmen, die sich wirtschaftlich auszahlen, konnten im Bogn Engiadina umgesetzt werden. Damit ist es nicht nur in technischer Hinsicht Vorbild in der Schweizer Bäderwelt, sondern trägt auch zu einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt in der Region bei, geht doch ein Teil der Einnahmen an regionale Nachhaltigkeitsprojekte. Gerade durch die Verwurzelung in der Geschichte und Kultur Scuols sei eine nachhaltige Gestaltung des Bades wichtig für die Region: «Das Unterengadin als Tourismusregion nimmt sich die Nachhaltigkeit sehr zu Herzen», sagt Duschletta. «Darum wollen wir uns als eines der grössten Angebote nicht aus der Verantwortung nehmen.» Man dürfe sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen, so der Direktor: «Mein Wunsch ist es, dass die Anlage so à jour bleibt, dass wir den Gästen auch in Zukunft ein tolles und energieeffizientes Badeerlebnis bieten können.» Dafür müsse man die Augen für Veränderungen offen behalten. Für die Zukunft sind mit Partnern aus der Region verschiedene Projekte geplant, unter anderem auch, um in Nachhaltigkeitsfragen weiter am Ball zu bleiben. Damit soll das Bogn Engiadina in der umkämpften Bäderwelt auch zukünftig eine der ersten Adressen bleiben. Denn, wie Duschletta sagt: «Das Unterengadin ohne das Bogn Engiadina – was wäre das denn?»
Das Wichtigste in Kürze
Das Bogn Engiadina im malerischen Scuol steht für höchsten Badegenuss.
Das Bogn Engiadina hat seit 2014 verschiedene Massnahmen umgesetzt, um Heizöl, Strom und Wasser einzusparen.
So wurden in Zusammenarbeit mit der EnAW ein Aussenluftkühler auf dem Dach angebracht, welcher Wärme aus der Aussenluft gewinnt und aus der Lüftungsfortluft wird die Restwärme genutzt.
Mit der kumulierten Massnahmenwirkung spart das Bogn Engiadina 200 000 Franken pro Jahr ein.
Seit 1999 baut er die Hotelgruppe Belvédère Hotels Scuol mit den Häusern Belvédère, Belvair und GuardaVal auf. 2018 wurde er zum Hotelier des Jahres gekürt. Kurt Baumgartner ist Gastgeber mit Herzblut. Neben ausgezeichnetem Service für den Gast glänzt der gelernte Koch vor allem mit Innovationskraft, Nachhaltigkeitsgedanken und einer grossen Portion Leidenschaft. Diese teilt er sich in Sachen Energie mit seinem Berater der EnAW, Daniel Schneiter – mit Erfolg.
Die Belvédère Hotels Scuol verbinden Tradition und Innovation. Drei Hotels, vier Restaurants und zwei Wellnessoasen laden zum Verweilen ein
«Allegra» hört man die Menschen am Bahnsteig von Scuol rufen. Verblüffend schön – begegnet man als Unterländer der ältesten Landessprache der Schweiz, Rätoromanisch, doch ungemein selten. Hinkt Scuol im malerischen Unterengadin deswegen hinterher? Mitnichten! Julia und Kurt Baumgartner beweisen mit ihrer Hotelgruppe das Gegenteil. Hier trifft Tradition auf Moderne: Vor genau 20 Jahren erwarben die Baumgartners das damals in die Jahre gekommene und sanierungsbedürftige Schmuckstück Belvédère. «Herausforderung angenommen», dachte sich das visionäre Gastgeber-Paar und verhalf dem prachtvollen Jugendstilhotel Schritt für Schritt zum Erfolg. Eine entscheidende Idee dahinter: das Hotel durch eine beheizte Passarelle ober- und unterirdisch mit dem «Bogn Engiadina», der Bäderlandschaft aus reinem Mineralwasser, zu verbinden. Auch die beiden weiteren Hotels, die 2004 mit dem Badehotel Belvair und 2009 mit dem Romantik- und Boutiquehotel GuardaVal zum Ensemble der Belvédère-Gruppe dazukamen, sind über Passarellen miteinander und mit dem Engadin Bad Scuol verbunden. Ein bequemer Vorteil: Gäste können im Bademantel zu Fuss von allen drei Hotels aus zum öffentlichen Gesundheitsbad und Wellnesszentrum spazieren. Im Gespräch mit Kurt Baumgartner wird klar, seine Hotelgruppe scheut keine Investitionen, um à jour zu bleiben. Auch in Sachen Energie.
2012 holte sich Baumgartner Unterstützung bei der EnAW. Energiekosten sind in der Hotellerie ein grosses Thema. «Nur schon die Tatsache, dass um 17 Uhr 200 Gäste duschen gehen wollen, ist ein Kostenfaktor, den man spürt», erklärt der langjährige Hotelier. Aber auch die Wellnessanlage, das Beheizen der Räumlichkeiten oder die Beleuchtung sind energieintensiv. Baumgartner, für den Nachhaltigkeit nicht nur bei Investitionen, sondern auch im täglichen Umgang mit Ressourcen und Mitarbeitenden eine Herzensangelegenheit ist, schloss daher in Zusammenarbeit mit der EnAW eine Zielvereinbarung mit dem Bund ab, um die Energieeffizienz seiner Hotels zu steigern und die CO2-Intensität zu senken. Und es funktioniert: EnAW-Berater Daniel Schneiter, der schweizweit rund 120 Hotels energetisch fit macht, schwärmt von den Leistungen der drei Hotels: «Seit sie bei der EnAW dabei ist, konnte die Hotelgruppe mit der Umsetzung von Energieeffizienzmassnahmen jährlich rund 114 000 Franken einsparen». Gesamthaft konnten die Baumgartners die Energieeffizienz ihrer Hotels in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich erhöhen. Betrachtet man den Energiebedarf und den CO2-Ausstoss pro Übernachtung, gehören die Hotels von Baumgartner mit 5.8 kg CO2 pro Logiernacht zu den besten der Schweiz.
Bloss, an welchen Schrauben wurde hier eigentlich gedreht? «Strom- und Brennstoffverbrauch haben sich in allen drei Hotels seit Beginn der Zusammenarbeit stetig verbessert», erklärt der EnAW-Berater. In den vergangenen sechs Jahren sank der Stromverbrauch des traditionsreichen Belvédère im Herzen von Scuol von rund 950 000 auf knapp 680 000 Kilowattstunden pro Jahr. Dies ist vor allem auf die energetische Sanierung in der Beleuchtungstechnik zurückzuführen, die vollständig auf LED umgestellt wurde. Ausserdem sind die Hotelzimmer mit einem Anwesenheitssensor ausgerüstet. Nachdem ein Gast das Zimmer verlassen hat, wird das Zimmer nach ein paar Minuten stromlos geschaltet. Bei Gästen, die das Licht brennen lassen, kann so einer Stromverschwendung entgegengewirkt werden.
Auch beim Heizölverbrauch zeigen sich Erfolge. Das charmante Drei-Sterne-Hotel Belvair der Baumgartners verbraucht gegenüber dem Jahr 2012 heute fast 15 000 Liter weniger Heizöl im Jahr. «Diese Einsparung konnte hauptsächlich durch die Sanierung der Fenster und die Erneuerung des Heizkessels mit Abgaskondensation erreicht werden», so Schneiter. Einen nicht unerheblichen Effekt in puncto Energieeffizienz leisten ausserdem Isolationsarbeiten beim Dach, an Fenstern und Türen. Auch die Lüftungen der drei Gebäudekomplexe spielen hier eine wichtige Rolle. Ungefähr 60 Prozent der Wärmeenergie werden für die Beheizung der Gebäude benötigt. Durch eine Verbesserung der Gebäudeisolation lässt sich dieser Anteil deutlich reduzieren.
In Koordination mit der EnAW plant Hotelier Kurt Baumgartner in Zukunft, eine Gesamtlösung zur Beheizung der drei Hotels zu finden. «Ein nicht ganz so einfaches Unterfangen», wie er sagt. «Die alten Häuser wurden eigentlich für den Sommer gebaut, deshalb müssen wir zuerst die Gebäudehüllen sanieren, bevor wir die Ölheizungen ersetzen können.» Solche und andere Projekte laufen in jeweils enger Absprache mit dem EnAW-Berater. Zwischen zwei- bis viermal im Jahr sprechen sich Baumgartner und Schneiter untereinander ab, um weitere Massnahmen anzustossen, die Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz unter einen Hut bringen. «Auf unsere Wünsche geht Herr Schneiter auf eine sympathische und fachlich hervorragende Weise ein», sagt der Hotelunternehmer. Letztlich seien Investitionen immer auch eine Geldfrage. «Und wenn man sieht, dass man mit Energieeffizienz auch Kosten sparen kann, hat das natürlich seinen Reiz.»
Das Wichtigste in Kürze
Seit 2012 begleitet die EnAW die drei Hotels Belvédère, Belvair und GuardaVal von Julia und Kurt Baumgartner in Scuol in Sachen Energieeffizienz.
70 000 Franken Energiekosten spart die Hotelgruppe Belvédère Scuol dank Energieeffizienzmassnahmen jährlich ein.
Betrachtet man den Energiebedarf und den CO2-Ausstoss pro Übernachtung, gehören die Hotels BelVair, GuardaVal und Belvédère mit 5.8 Kliogramm CO2 pro Logiernacht zu den besten der Schweiz.
Was Energieeffizienz und Forschung gemeinsam haben? Innovatives Denken. Genau das liegt in der DNA der AO Foundation: Vor 60 Jahren begründete das Davoser Forschungsinstitut die Behandlung von Knochenbrüchen mit Schrauben, Platten und Marknägel. Nicht minder innovativ wird im Landwassertal am Energie-Management geschraubt. Seit 2014 ist die Stiftung Teilnehmerin der EnAW und versetzt mit ihren Einsparungen sogar den EnAW-Berater in Staunen.
Innovation liegt in der DNA: Die AO Foundation heilt Knochenbrüche und spart mit innovativem Energie-Management Kosten und Energie.
Inmitten der verschneiten Berglandschaft von Davos und direkt neben der Langlaufloipe steht die AO Foundation – unter Einheimischen aufgrund des speziellen Grundrisses auch als «Davoser Toblerone» bekannt. Das medizinische Forschungsinstitut legte vor 60 Jahren den Grundstein für eine neue, weltweit tätige Branche. Entgegen der medizinischen Praxis führte eine Gruppe von Schweizer Chirurgen 1958 ein wegweisendes Standardverfahren für die Heilung von Knochenbrüchen ein – mit Schrauben, Platten und Marknägeln. Praktisch, dass die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO) direkt neben der Skipiste angesiedelt ist. In der Wintersportmetropole wird aber nicht nur an kaputten Knochen geschraubt, sondern auch an der Energiebilanz – seit 2014 in Zusammenarbeit mit der EnAW. Bereits der Eingangsbereich verrät: Hier wird Nachhaltigkeit gelebt, kommen doch viele der 215 Mitarbeitenden mit den Langlaufskiern zur Arbeit.
Ausdauer beweist auch der Leiter des Facility Management und Energieverantwortlicher Alex Fierz. Seit 2007 feilt der gelernte Elektromonteur an der Energiebilanz der AO Foundation und zeigt, wie innovatives Energie-Management geht. Doch wie schon die Gründerväter der Stiftung stiess auch Fierz mit seinen Ideen zuerst auf Widerstand: Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in Davos? Das funktioniere nicht, so das Echo. «In der Höhe, auf der Davos liegt und mit den tiefen Temperaturen und den langen Wintern macht eine Luft-Wasser-Wärmepumpe auf den ersten Blick wenig Sinn», weiss der EnAW-Berater Hans Hatt. «Hier steckt man wenig Strom rein und holt einen grossen Teil der Wärme aus der Umgebungsluft. Das funktioniert bei ganz tiefen Temperaturen nicht mehr effizient», erklärt er weiter. Die Wärmepumpe der AO Foundation sei für den Standort Davos in dieser Grösse deshalb eine Innovation: «Das haben sich bis jetzt nur wenige getraut», erinnert sich Hatt.
Heute deckt die spezialangefertigte Luft-Wasser-Wärmepumpe den Heizbedarf für über acht Monate fast gänzlich ab. Das ist nicht nur dem Innovationswillen von Herrn Fierz zu verdanken, sondern auch der Zusammenarbeit mit der EnAW. Denn mit dem Inkrafttreten des Grossverbraucherartikels im Kanton Graubünden im Jahr 2014 war für Fierz klar: Alleine geht es nicht mehr. «Wir haben gemeinsam geschaut, was die AO Foundation bereits gemacht hat und wo noch Potenzial besteht», erzählt Hatt. Auch bei der bereits vorhandenen Wärmepumpe konnte gemeinsam noch einiges optimiert werden: Mit dem Ersatz der Heizkessel kann durch Kondensation aus den ohnehin entstehenden Abgasen zusätzlich Wärme rückgewonnen werden. Allein durch die Optimierung der Wärmepumpe kann die Stiftung jährlich rund 38 000 Kilowattstunden Strom einsparen. «Es ist ein stetiges Weitermachen », sagt Fierz. «Irgendwo gibt es immer ein Optimierungspotenzial. Herr Hatt hilft mir, dieses zu erkennen und verhindert so das Aufkommen einer Betriebsblindheit.»
Die Optimierung der Lüftung, das Ersetzen der Tiefkühler für die Laborproben, die Umstellung auf LED bei der Aussenbeleuchtung und im Treppenhaus oder der neue Serverraum – die erreichten Energieeinsparungen des Davoser Forschungsinstituts können sich sehen lassen. So erstaunt es wenig, dass die in der Zielvereinbarung mit dem Bund festgehaltenen Ziele gleich doppelt übertroffen wurden. Auch der EnAW-Berater zeigt sich begeistert: «Obwohl der Betrieb stetig wächst, ist der Gesamtenergieverbrauch rückläufig», so Hatt. «Eine bemerkenswerte Leistung.» Seit 2014 konnte das medizinische Forschungsinstitut im Landwassertal rund 210 000 Kilowattstunden Energie, davon 80 000 Kilowattstunden Strom, einsparen. Als Vergleich: Mit derselben Menge Strom lassen sich knapp 20 Einfamilienhäuser versorgen.
Mit seinem besonderen Gespür für Energiefragen und seiner Begeisterung für das Thema verbreitet Fierz den Nachhaltigkeitsgedanken im ganzen Haus. So schulte er die Mitarbeitenden im letzten Jahr zum Thema «Richtiges Heizen» und geht damit mit gutem Beispiel voran. Auch begibt sich jeden Abend ein Mitarbeiter des Facility Managements auf einen Rundgang, um Lichter zu löschen und Fenster zu schliessen. «Das sind simple Massnahmen, die sich direkt auf den Verbrauch auswirken», so Fierz. «Jeder lebt den Nachhaltigkeitsgedanken nach seinen Möglichkeiten. Das ist das Schöne bei uns.» Sein Antrieb? «Für mich ist das einfach eine Herzensangelegenheit.»
Doch so sehr Fierz Nachhaltigkeit am Herzen liege – am Ende gehe es auch ums Geld. «Es ist das Paket von Energie und Kosten sparen, was das Angebot der EnAW so interessant macht», konkretisiert er. Nicht minder interessant sei die Unterstützung der EnAW in Sachen Fördermittel. Weshalb? «Für mich selbst ist es fast unmöglich, beim Kanton direkt Fördergelder anzufordern», so Fierz. «Dazu fehlen mir schlicht die Zeit und die Ressourcen.» Durch ihren EnAW-Berater wird die Stiftung über attraktive Fördermittel auf dem Laufenden gehalten. Auch die «professionelle Vertretung gegenüber dem Kanton» möchte Fierz nicht missen. Eine Teilfinanzierung für die Beleuchtungserneuerung durch den Kanton Graubünden sowie finanzielle Unterstützung beim Motorenersatz der Abluftventilatoren durch das Programm EFFIZIENZ+ sind die Früchte einer innovativen Zusammenarbeit.
Das Wichtigste in Kürze
Die AO Foundation in Davos entwickelte vor 60 Jahren ein wegweisendes Standardverfahren für die Behandlung von Knochenbrüchen mit Schrauben und Platten.
Auch in Sachen Energie-Management glänzt die medizinische Non-Profit-Organisation dank Innovation: Die Luft-Wasser-Wärmepumpe ist für den Standort Davos in dieser Grösse einzigartig.
Die mit der EnAW erarbeitete Universalzielvereinbarung mit dem Bund wurde bereits doppelt übertroffen – auch dank verschiedener Fördermittel.
In Arosa steht das wahrscheinlich grünste Hotel der Schweiz. Dank eines einzigartigen Energiekonzepts kommt das Valsana Hotel & Appartements praktisch ohne fossile Energien aus. Ökologie und Nachhaltigkeit bilden die Grundpfeiler des neu eröffneten Hauses. Die Tschuggen Hotel Group setzt damit neue Standards für eine nachhaltige Hotellerie – unterstützt wird sie dabei von der EnAW.
Heizöl war gestern: Das Hotel Valsana bezieht fast sämtliche Energie aus Abwärme und einem hauseigenen Eisspeicher
Am Ortseingang von Arosa – direkt am Obersee gelegen – stehen drei elegant und modern anmutende Gebäude. Die Fassaden aus Glas und perforierten Balkongeländern stechen ins Auge und lassen künstlerisches Flair vermuten. Dennoch verrät die Form des Gebäudes sofort dessen eigentliche Funktion: ein schickes Hotel in einem Wintersportort. Das Valsana hat Geschichte: Seit über 115 Jahren steht an diesem Ort ein Hotel. Mit einem kleinen Unterbruch, als das alte Gebäude 2015 abgerissen und in seiner heutigen Form neu aufgebaut wurde. Corinne Denzler ist Direktorin der Tschuggen Hotel Group, zu welcher das Vier-Sterne-Haus in Arosa gehört. Der Entscheid zum Abbruch sei kein einfacher gewesen: «Aber wenn ein Skelett so alt ist, kann man noch so viel verschönern, irgendwann ist der Knochen trotzdem spröde.» Das altehrwürdige Haus ist also verschwunden. An derselben Stelle steht nun aber ein Bauwerk, das mindestens ebenso gute Chancen hat, einst in die Geschichte des Ortes einzugehen.
Die eigentliche Sensation des «Valsana»-Neubaus findet sich allerdings erst hinter dessen hübscher Fassade. Im unterirdischen Bauch der Anlage verstecken sich ein Eisspeicher, 18 Erdsonden und Verbindungen zu den Kühlanlagen des benachbarten Coop-Supermarkts. Diese Anlagen ermöglichen es, dass das Hotel Valsana schon im ersten Betriebswinter 96 Prozent seines Wärmebedarfs selbst decken konnte. Energiequellen sind in erster Linie die eigene Abwärme und diejenige des benachbarten Supermarkts sowie der Eisspeicher. Vor allem im Sommer fliesst überschüssige Wärmeenergie in den Eisspeicher. Dieser Speicher ist eigentlich ein riesiger Wassertank, in dem über 400 Meter dünne Rohre angeordnet sind, durch welche eine chemische Flüssigkeit fliesst. Muss im Haus geheizt werden, wird dieser Flüssigkeit durch Wärmepumpen Energie entzogen und ins Haus geleitet. Bei grosser Energieentnahme kann das Wasser um die Rohre dabei gefrieren. Um den Speicher wieder zu füllen und das Eis zu schmelzen, muss dem Wassertank lediglich neue Abwärme zugeführt werden.
Die Bilanz nach je einer Winter- und Sommersaison kann sich sehen lassen: «Wir brauchen praktisch kein Heizöl mehr, für ein Hotel ist das fantastisch!» Denzler ist mehr als zufrieden. Das alte Hotel verbrauchte im Schnitt 135 000 Liter Heizöl pro Jahr. Der Neubau benötigte im ersten Winter bloss noch vier Prozent davon, und selbst das nur, weil die Notheizung einmal einspringen musste. Ein Energiekonzept dieser Art gab es bei einem Hotel zumindest in der Schweiz noch nie. Eine entsprechende Unsicherheit sei natürlich da gewesen, gibt Denzler zu. «Irgendwann haben wir einfach gesagt: Augen zu und durch.» Der Wagemut, einen solchen Entscheid durchzuziehen, hat sich ausbezahlt. Der CO2-Ausstoss hat sich damit um 20 Kilogramm pro Logiernacht verringert. Geht die Entwicklung weiter in diese Richtung, möchte die Hotelgruppe bald sogar CO2-neutrale Übernachtungen anbieten.
EnAW-Berater Daniel Schneiter zeigt sich ebenfalls begeistert vom neuen «Valsana»-Konzept. Er kennt sich aus mit Energieversorgung und Effizienzkonzepten bei Hotels: Für die EnAW betreut er über 100 Betriebe in der ganzen Schweiz. Auch beim Neubau in Arosa war seine Expertise gefragt, für Schneiter «ein Sechser im Lotto». Es sei toll gewesen, mit einer so aufgeschlossenen Bauherrschaft zusammenzuarbeiten. Schneiter meint damit vor allem die Besitzerfamilie der Tschuggen Hotel Group, welche ihre Hotels erfolgreich, aber auch nachhaltig führen möchte. Neben dem Valsana gehören noch vier weitere Hotels in Ascona, St. Moritz und Arosa zur Gruppe. Im Rahmen des Projekts «Leuchtturm» (siehe Infobox) haben die Hotels zusammen mit der EnAW eine gemeinsame Universalzielvereinbarung mit dem Bund abgeschlossen. Dank dieser Vereinbarung erhält das Unternehmen jährliche Rückerstattungen der CO2-Abgabe im sechsstelligen Bereich.
Nachhaltigkeit ist im «Valsana» nicht bloss Theorie, sondern zeigt sich in allen Facetten und Details. Dazu gehören die Auswahl an lokalen Nahrungsmitteln, die Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder ein bewusster Verzicht auf PET und Papier. Doch so sehr ihr all das am Herzen liege, meint Denzler, «am Ende des Tages müssen auch wir unser Geld verdienen». Geringere Energiekosten und Rückerstattungen tragen massgebend zur Wirtschaftlichkeit der Hotels bei. Trotzdem bleibt es ein Balanceakt zwischen Gästezufriedenheit, Nachhaltigkeit und Rentabilität, den Denzler und ihre Mitarbeitenden jeden Tag aufs Neue vor sich haben. Das Hotel Valsana hat sich dieser Herausforderung in aller Grösse angenommen. Die Tschuggen Hotel Group möchte damit neue Standards für eine nachhaltige Hotellerie setzen: «Dieses Haus soll uns die Zukunft aufzeigen», sagt Denzler und hofft, dass sie damit viele Nachahmer finden wird.
Das Projekt «Leuchtturm – Energieeffiziente Hotels Graubünden» wurde 2014 mit dem Tourismuspreis Milestone 2014 ausgezeichnet. Es zeigt den Hotels konkrete Wege auf, ihren Energieverbrauch und CO2-Ausstoss zu verringern und gleichzeitig Kosten zu sparen. Die am Projekt beteiligten Hotels nehmen am Energie-Management-System der EnAW teil und arbeiten eng mit einem EnAW-Berater zusammen. Bis Ende 2017 haben 103 Hotels und Tourismusbetriebe aus dem Kanton Graubünden mit Unterstützung der EnAW eine Zielvereinbarung mit dem Bund abgeschlossen. Bis 2020 wollen sie über 18 000 Tonnen CO2 einspare
Das Wichtigste in Kürze
Das Hotel Valsana bezieht sämtliche Wärmeenergie aus Abwärme, Erdsonden und einem Eisspeicher mit Wärmepumpensystem.
Mit diesem einzigartigen Energiekonzept konnte das Hotel Valsana im ersten Winter 96 Prozent des Wärmebedarfs selbst decken.
Dank einer mit der EnAW erarbeiteten Universalzielvereinbarung mit dem Bund erhält die Hotelgruppe jährliche Rückzahlungen der CO2-Abgaben im sechsstelligen Bereich.