Ab sofort können Programm- und Projektgesuche eingereicht und damit Fördermittel für Stromsparmassnahmen beantragt werden. Insgesamt stehen dafür 70 Millionen Franken zur Verfügung. Für die Projekte mit Förderbeiträgen bis maximal zwei Millionen Franken gilt neu ein webbasiertes und vereinfachtes Verfahren. Für kleinere und standardisierte Projekte empfehlen wir unseren EnAW-Teilnehmern das Programm EFFIZIENZ+.
Die Gewinde Ziegler AG produziert im Solothurnischen Horriwil Gewinde jeglicher Art. Der Produktionsprozess ist energieintensiv, hohe Energiekosten sind Teil des Geschäfts. Um dem entgegenzuwirken, schraubt der Familienbetrieb in Zusammenarbeit mit der EnAW kontinuierlich an der Energieeffizienz. Ein gutes Beispiel dafür, wie einfache Betriebsoptimierungen und gezielte Investitionen Grosses bewirken.
Stromintensives Geschäft: Die Gewinde Ziegler AG setzt in Zusammenarbeit mit der EnAW auf Betriebs- und Prozessoptimierung.
Drehen, Härten, Schleifen: Die Gewinde Ziegler AG produziert in Horriwil massangefertigte Gewinde und Spindeln in sämtlichen Grössenausführungen für die ganze Welt. Ob für den Hydraulikersatz in der Wasserkraft, für Schleusen oder grosse Wellen für Verlader und Schiffe – die Produkte, die die Gewinde Ziegler verlassen, finden eine breite Anwendung. Reto Ziegler führt den Familienbetrieb mit rund 80 Mitarbeitenden in dritter Generation. Seine Unternehmensphilosophie? Stete Weiterentwicklung. «Wir sind sehr entscheidungsfreudig und offen gegenüber neuen Prozessen», sagt Ziegler. Entsprechend ist der Betrieb seit der Firmengründung im Jahr 1932 stetig gewachsen. Als neuster Zuwachs kam 2014 die Härterei dazu. 2019 realisierte das Unternehmen den Neubau der Härterei. Seither können alle Prozesse inhouse durchgeführt werden.
«In unserer Härterei können wir nun bis zu zehn Meter lange Wellen bei bis zu 1100 Grad Celsius hängend bearbeiten», so der Geschäftsführer. Das sei ziemlich exklusiv. Denn die Härterei, also die wärmetechnische Veredelung eines Wertstoffes, bieten heute in der Schweiz nicht mehr so viele Firmen an. Was exklusiv ist, ist aber auch stromintensiv: «Die Härterei braucht grosse Energiemengen», weiss Daniel Kaufmann. Er ist für das Qualitätsmanagement zuständig und arbeitet seit vielen Jahren im Betrieb. «Wir betreiben nur einen kleinen Teil unserer Anlagen mit Gas, der Rest ist elektrisch betrieben.» Strom spielt also die Hauptrolle. Energetische Herausforderungen gebe es immer, sagt Ziegler. «Da unser Betrieb aber sehr stromintensiv ist, bereitet mir die Zukunft im Hinblick auf die Stromversorgung gerade etwas Sorgen», gibt der Geschäftsführer zu.
«Wir sind zwar Grossverbraucher, aber ein kleines Unternehmen. Die Unterstützung der EnAW ermöglicht uns ein sinnvolles Energie-Management.»
Daniel Kaufmann, Qualitätsmanagement Gewinde Ziegler AG
«Grundsätzlich sind wir alle zum Energiesparen erzogen worden», so Ziegler. Die Umsetzung während des laufenden Tagesgeschäfts kann aber ganz schön herausfordernd sein. «Wir sind zwar Grossverbraucher, aber ein kleines Unternehmen. Da ist es nicht immer ganz einfach, alles unter einen Hut zu bringen», weiss Kaufmann. Hier kommt die EnAW ins Spiel. Im Rahmen der CO2-Abgabe wurde das Unternehmen auf das Angebot der EnAW aufmerksam. «Die EnAW ist für uns der sachdienliche Weg, um die politischen Anforderungen zu erfüllen», so Kaufmann. Dank der EnAW habe man den Fokus auf das Energie-Management geschärft.
In der Zielvereinbarung sind 26 Massnahmen festgehalten. «Davon hat die Gewinde Ziegler in den letzten fast zehn Jahren diverse umgesetzt», weiss der EnAW-Berater Michael Grässle. Darunter sind auch viele Betriebsoptimierungsmassnahmen, so zum Beispiel die Abwärmenutzung der Druckluftkompressoren oder die Abwärmenutzung der Kältemaschinen. Allein durch die Umsetzung dieser Massnahmen spart die Gewinde Ziegler pro Jahr rund 60 Tonnen CO2 ein. Aber auch Optimierungen an Heizung- und Kälteerzeugung, der Ersatz und die Optimierung der Drucklufterzeugung, der Beleuchtungsersatz oder die Installation von Zeitschaltuhren und Bewegungsmeldern bei Lüftung und Beleuchtung verbessern die Energiebilanz in Horriwil. «Wir sind dem gesetzten Ziel jedes Jahr etwas vorausgeeilt», sagt Kaufmann nach einem Blick in die Unterlagen. «Das ist nicht zuletzt auch den kleineren Massnahmen zu verdanken.»
Aktuell ist die Firma daran, eine Wärmepumpe zu installieren. Damit wird eine der grösseren, noch offenen Massnahmen in der gemeinsamen Zielvereinbarung mit dem Bund umgesetzt. «Dadurch, dass die Wärme dem Heizungsnetz zugeführt wird, spart die Gewinde Ziegler eine Menge Erdgas», erklärt Grässle. Konkret wird die neue Wärmepumpe pro Jahr rund 340 Megawattstunden Erdgas ersetzen. Das entspricht fast 70 Tonnen CO2. Bei der Umsetzung werde in einem ersten Schritt das Kältewassernetz der Prozesskühlung als Quelle genutzt. In weiteren Ausbauschritten können dann laufend neue Wärmequellen zur Verfügung gestellt werden. «Da der Betrieb selbst wächst und auch weitere Gebäude in der Umgebung mit Wärme versorgt werden können, steigt auch das Potenzial, das mit der neuen Wärmepumpe abgedeckt werden kann», so der EnAW-Berater.
«Die Betriebs- und Prozessoptimierungen machen sich nicht nur beim Energieverbrauch bemerkbar, sondern auch in der Firmenkasse. Das ist ein wichtiger Vorteil.»
Reto Ziegler, Geschäftsführer Gewinde Ziegler AG
Doch die Energieeinsparungen sind nicht der einzige Vorteil: «Als Familienbetrieb freut es uns natürlich, wenn wir dank dem Energiesparen weniger Geld für die Herstellung unserer Produkte ausgeben», betont Ziegler. «Gerade jetzt, wo Energiekosten einen grossen Stellenwert haben, macht es umso mehr Sinn, an den richtigen Schrauben zu drehen», ergänzt er. Deshalb strebt die Gewinde Ziegler in Zusammenarbeit mit dem EnAW-Berater auch in Zukunft eine laufende Optimierung der Prozesse an. «Energiesparen lohnt sich finanziell und ist in der heutigen Zeit einfach wichtig und richtig», summiert Ziegler.
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Das Wichtigste in Kürze
Die Gewinde Ziegler AG schraubt in Zusammenarbeit mit der EnAW seit einigen Jahren am Energie-Management.
Dabei zeigt Familienbetrieb, wie auch mit einfachen Betriebsoptimierungen und gezielten Investitionen beträchtliche Einsparungen erzielt werden können.
Allein durch die Abwärmenutzung der Druckluftkompressoren und Kältemaschine spart die Gewinde Ziegler AG jährlich rund 60 Tonnen CO₂ ein.
Katrin Schneeberger ist Direktorin des Bundesamts für Umwelt BAFU. Im Interview spricht sie über den Fahrplan zu Netto-Null.
Katrin Schneeberger leitet seit dem 1. September 2020 das Bundesamt für Umwelt BAFU. Zuvor war die Wirtschaftsgeografin und Soziologin stellvertretende Direktorin und Vizedirektorin des Bundesamts für Strassen Astra. ©KEYSTONE/Christian Beutler
Katrin Schneeberger: Das Netto-Null-Ziel bis 2050 strebt nicht nur der Bundesrat an, sondern auch die im November 2019 eingereichte Gletscher-Initiative. Der Bundesrat hat Anfang 2021 seine langfristige Klimastrategie veröffentlicht. Sie zeigt auf, dass die Treibhausgasemissionen mit den bereits bekannten und er probten Technologien bis 2050 um 90 Prozent gesenkt werden können. So soll der Gebäudepark und der Verkehr CO2-frei werden. In der Industrie werden aber zum Beispiel aus der Zementherstellung schwer vermeidbare Emissionen verbleiben. Diese müssen durch sogenannte Negativemissionstechnologien ausgeglichen werden.
Der Gletscher-Initiative will das Parlament ein neues Gesetz über die Ziele im Klimaschutz entgegenstellen. Dieses verlangt zusätzlich zum Netto-Null-Ziel für die Schweiz auch von allen Unternehmen, dass sie bis 2050 klimaneutral werden. Sie sollen dafür Netto-Null-Fahrpläne ausarbeiten, die nicht nur die betriebseigenen Emissionen, sondern auch die Emissionen des Stroms umfassen.
Der Bund stellt für die Erarbeitung von Netto-Null-Fahrplänen Grundlagen bereit und bietet eine Beratung an. Unternehmen mit Netto-Null-Fahrplänen, die neuartige Technologien anwenden, kann er finanziell unterstützen. Bis 2030 sollen dafür gesamthaft 1.2 Milliarden Franken bereitstehen. Weiter unterstützt der Bund die Unternehmen über das Netzwerk Ressourceneffizienz Schweiz fachlich und finanziell bei der Planung und Umsetzung von Massnahmen für eine bessere Ressourceneffizienz.
Die Unternehmen können sich weiterhin von der CO2-Abgabe befreien. Das ist heute nur den Unternehmen aus bestimmten Branchen vorbehalten. Nach dem Willen des Bundesrates soll diese Möglichkeit künftig allen offenstehen. Innovativen Unternehmen, die klimafreundliche Lösungen entwickeln, kann der Bund mit verschiedenen Förderinstrumenten unter die Arme greifen; so zum Beispiel mit der Umwelttechnologieförderung, dem Pilot- und Demonstrationsprogramm oder dem Technologiefonds, der Bürgschaften für Darlehen gewährt.
«Die Unternehmen können sich weiterhin von der CO2-Abgabe befreien.»
Katrin Schneeberger, Direktorin des Bundesamts für Umwelt BAFU
Die Unternehmen erkennen zunehmend, dass sie sich auf eine Welt ohne fossile Energien vorbereiten müssen. Viele müssen sich strategisch neu ausrichten und ihre Geschäftsmodelle überprüfen. Denn auch immer mehr Investoren erwarten von den Unternehmen, dass sie ihre Tätigkeit klimafreundlich ausrichten. Mit den fossilen Energien sind zudem aufgrund der Versorgungslage viele Risiken verbunden.
Grundsätzlich gibt es für weitere Verlängerungen keine Grenzen. Diese müsste das Parlament beschliessen. Und dafür sind vorgängige Beratungen in beiden Kammern nötig. Diese werden Zeit beanspruchen. Die für die Wirtschaft wichtige Planungs- und Investitionssicherheit würde darunter leiden, zumal weiterhin nicht klar wäre, wie die Schweiz ihre internationale Verpflichtung zum Klimaschutz einhalten kann. Dafür braucht es mehr als eine Verlängerung der bestehenden Instrumente.
Wenn es uns gelungen ist, den CO2-Ausstoss zu senken, die Biodiversität zu stärken und dank der Kreislaufwirtschaft die Ressourcen mehr zu schonen, werde ich zufrieden sein. Dafür setze ich mich ein und hoffe, dass wir die gesteckten Ziele erreichen.
Das Gespräch mit Katrin Schneeberger fand im August statt. Ende September hat das Parlament das «Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit» beschlossen. Die Initianten haben die Gletscher-Initiative daraufhin bedingt zurückgezogen.
Die sichere Energieversorgung beschäftigt die Schweiz. Unsere beiden Vorstandsmitglieder Michael Frank vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE und Daniela Decurtins vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie VSG ordnen die Lage für Sie ein.
Der Ukrainekrieg ist ein Game Changer, der ganz Europa in eine Energiekrise katapultiert hat. Das Risiko einer Strommangellage ist dadurch erst recht real und gross geworden.
Haben wir nächsten Winter genügend Strom? Es gibt Faktoren, die wir nicht allein beeinflussen und zu einer Strommangellage führen können. Betroffen wäre nicht nur die Schweiz, sondern grosse Teile Europas. Eine Strommangellage entsteht, wenn zu wenig Strom vorhanden ist, um den Verbrauch über mehrere Tage und Wochen zu decken. Ein kalter Winter ohne Wind und Sonne, unterdurchschnittlich gefüllte inländische Speicherseen, ausfallende Kraftwerke im benachbarten Ausland (Frankreich) sowie Cyberangriffe auf Kraftwerke und Stromnetze könnten zu einem ungeniessbaren Cocktail führen. Hinzu kommt der Ukrainekrieg und damit die Unsicherheit, inwiefern Europa weiterhin mit russischem Gas versorgt wird.
Kommt es zum Ernstfall, würde der Bundesrat – abhängig von der konkreten Krisensituation – Verordnungen mit Massnahmen in Kraft setzen, um das Gleichgewicht zwischen Stromproduktion und -verbrauch auf reduziertem Niveau sicherzustellen. So könnte er die einheimischen Kraftwerke zentral steuern und dadurch den Stromhandel aussetzen. Und er könnte verbrauchsreduzierende Massnahmen beschliessen. Dazu gehören freiwillige Sparappelle, Verbrauchseinschränkungen von energieintensiven Anwendungen, die Kontingentierung von Grossverbrauchern mit über 100 MWh Stromverbrauch (rund 30 000 Unternehmen) sowie, als Ultima Ratio, rollierende Netzabschaltungen.
Die Massnahmen träfen die Unternehmen stark. Viele sind schon energieeffizient unterwegs. Im Ernstfall müssten sie ihren Stromkonsum je nach Situation deutlich reduzieren. Daher ist es entscheidend, dass sie eigenverantwortlich Krisenpläne vorbereiten, die sie im Ernstfall aus der Schublade ziehen können. Die Verteilnetzbetreiber als Teil der OSTRAL dienen als Kontaktstelle für die Unternehmen. Die Rückmeldungen zeigen, dass die Firmen ernsthaft bemüht sind, Sparpotenzial im eigenen Betrieb zu identifizieren. Denn dieses ist je nach Branche und Firma unterschiedlich. Auch naheliegende Massnahmen, wie die Lüftung abschalten oder die Raumtemperatur senken, können Teil der Lösung sein.
Jede Kilowattstunde zählt, auch die eingesparten. Ein effizienter und sorgsamer Umgang mit Energie ist schon heute und erst recht im Hinblick auf den Winter oberste Maxime. Wir alle können dazu beitragen, die Energiekrise zu bewältigen und den potenziellen Schaden in Grenzen zu halten.
Über den Autor
Michael Frank ist Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE und Mitglied des EnAW-Vorstands. Der VSE setzt sich ein für eine sichere, wettbewerbsfähige und nachhaltige Stromversorgung in der Schweiz.
Die Gefahr, dass es im Winter zu einer Gasmangellage kommt, kann nicht ausgeschlossen werden. Der Bund und die Gaswirtschaft arbeiten daran, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen.
Es ist ein denkbares Szenario, dass in absehbarer Zeit gar kein Gas mehr aus Russland nach Europa geliefert wird und die Gasspeicher nicht plangemäss gefüllt werden können. Dies könnte auch in der Schweiz zu einer Gasmangellage im Winter führen. Um darauf vorbereitet zu sein, hat der Bundesrat im März die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, dass die Gaswirtschaft die Beschaffung gemeinsam angehen kann. Inzwischen haben die Regionalgesellschaften mit Erfolg das Konzept zur Stärkung der Gasversorgungssicherheit umgesetzt. Es sieht zum einen die Einrichtung einer physischen Gasreserve in Gasspeichern der Nachbarländer und zum andern die Beschaffung von Optionen für zusätzliche nicht russische Gaslieferungen vor. Die Gaswirtschaft verfolgt das Ziel, bestehende Abhängigkeiten von russischem Gas zu reduzieren und mittelfristig unabhängig davon zu werden. Dabei müssen die Bezugsmöglichkeiten breiter abgestützt werden. Ein kritischer Punkt dabei ist, dass das Gas in einer Mangellage auch tatsächlich in die Schweiz gelangt. Es ist unabdingbar, dass der Bund seine Bemühungen hochhält, zwischenstaatliche Vereinbarungen, insbesondere mit Deutschland, Frankreich und Italien, zu treffen.
Falls in der Schweiz eine Mangellage eintreten sollte, die von der Gasbranche nicht mehr mit marktwirtschaftlichen Lösungen behoben werden kann, trifft die wirtschaftliche Landesversorgung die notwendigen Bewirtschaftungsmassnahmen. In einem ersten Schritt würde der Bund die Verbraucher mittels Sparappellen aufrufen, den Gasverbrauch zu reduzieren. Gleichzeitig kann der Bund den Firmen mit Zweistoffanlagen die Umstellung von Gas auf Heizöl vorschreiben. Als weitere Massnahme kann der Bundesrat Einschränkungen für gewisse Anwendungen beschliessen, zum Beispiel verbindliche Beschränkungen der Heiztemperatur in öffentlichen Gebäuden oder in Büros anordnen. Schliesslich kann der Bund bei einer anhaltenden Mangellage auch Kontingentierungen anordnen. Davon wären nach aktuellem Stand Anfang September alle Anlagen betroffen, die nicht zu den sogenannten geschützten Verbrauchern zählen. Zu den geschützten Verbrauchern gehören Privathaushalte, Fernwärmeanlagen für Privathaushalte und grundlegende soziale Dienste. Zu Letzteren zählen auch Spitäler, Energie- und Wasserversorgung sowie Blaulichtorganisationen.
Im Auftrag des Bundes ist der Verband der Schweizerischen Gasindustrie VSG daran, die KIO Gas aufzubauen. Dies ist die Kriseninterventionsorganisation für die Gasversorgung in ausserordentlichen Lagen. Sie untersteht der wirtschaftlichen Landesversorgung des Bundes und wird auf deren Anweisung aktiv. Die KIO Gas hat die Aufgabe, die aktuellen Entwicklungen zu beobachten und bei einer Gasmangellage die Netzbetreiber bei der Umsetzung der vom Bund angeordneten Bewirtschaftungsmassnahmen zu unterstützen. Mehr Informationen dazu sind auf der Website kio.swiss zu finden.
Über die Autorin
Daniela Decurtins ist Direktorin des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie VSG und Mitglied des EnAW-Vorstands. Der VSG vertritt die Interessen der Schweizer Gaswirtschaft. Eines der Hauptziele der Branche ist, die Gasversorgung bis 2050 zu dekarbonisieren.
Die Energie-Agentur der Wirtschaft in Zahlen.
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2021 war einmal mehr ein anspruchsvolles Jahr. Die Schweiz hat sich ein ambitioniertes Klimaziel gesetzt – gleichzeitig fehlt ein neues CO2-Gesetz und das alte wurde verlängert. Die Wirtschaft ist sich bewusst, dass sie einen Beitrag an die Erfüllung der Schweizer Klimaziele zu leisten hat und will ein verlässlicher Partner bleiben. Doch dafür müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen.
Dass das Parlament der Verlängerung der Verminderungsverpflichtungen (CO2-Abgabebefreiung) bis Ende 2024 rasch per 1. Januar 2022 zugestimmt hat, hat zur Entspannung beigetragen: Es gibt den Unternehmen in diesen herausfordernden Zeiten zumindest für die nächsten Jahre einen gewissen Planungshorizont.
Wie erwartet, wurden 2021 weniger Massnahmen umgesetzt als in den Vorjahren. Erfreulicherweise bleiben aber die Wirkungen, die die Zielvereinbarungen auf die Effizienzsteigerungen und die Reduktion der CO2-Emissionen haben, stabil. Auch 2021 konnten unsere 4256 Teilnehmerfirmen dank der Wirkung der Massnahmen, die sie seit 2013 umsetzen, die CO2-Intensität verbessern. Sie übertrifft das Ziel um acht Prozentpunkte.
Bald wird das Parlament mit der Behandlung eines neuen CO2-Gesetzes beginnen. Wir wünschen uns für die Unternehmen auch für die nächsten Jahrzehnte gute Rahmenbedingungen und die richtigen Anreize, sodass es weiterhin messbare Erfolge zu verzeichnen gibt.
Rudolf Minsch, Präsident
Erich A. Kalbermatter, Co-Geschäftsführer
Thomas Weisskopf, Co-Geschäftsführer
Digitalisierung ist seit einiger Zeit ein bestimmender Trend, auch im Energiesektor. Doch was genau ist darunter zu verstehen? Wie kann die Digitalisierung dazu beitragen, die grossen Herausforderungen im Energiesektor, also den Ausbau und die Integration der erneuerbaren Energien, und damit die Dekarbonisierung sowie die Erhöhung der Energieeffizienz anzugehen?
CYBER SECURITY & RESILIENZ
Das Digital Innovation Office BFE hat zur Beantwortung der ersten Frage ein konzeptionelles Modell für die Energiewirtschaft entwickelt, das Digitalisierung in verschiedene Bereiche strukturiert und auch auf einzelne Unternehmen angewendet werden kann.
Modellhaft betrachtet setzt sich Digitalisierung zunächst zusammen aus einer physischen Messinfrastruktur, also Sensoren, die Energieverbrauch, -produktion und -flüsse messen sowie digitale Daten – den Rohstoff der Digitalisierung – liefern. Ein Beispiel sind die intelligenten Messsysteme (Smart Meters) der Netzbetreiber. Doch die reine Aufnahme der Daten führt noch zu keinem Mehrwert. Diese Daten müssen nutzbar gemacht und über eine Dateninfrastruktur ausgelesen, analysiert und schliesslich zugänglich gemacht werden. Erst dann entwickeln sie einen Mehrwert, zum Beispiel indem sie Transparenz und Innovation ermöglichen. Basierend darauf können neue Applikationen und Lösungen entwickelt werden.
Über diese «Wertschöpfungskette» der Digitalisierung ist Cyber Security zu gewährleisten, das heisst, man muss sich Gedanken machen, wie kritisch gewisse Prozesse sind, wie die Systeme geschützt werden, welche Gegenmassnahmen bei einem Angriff zu tragen kommen sollen und wie eine Recovery aussehen könnte. Das Bundesamt für Wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) hat hierzu einen hilfreichen und freiwilligen IKT-Minimalstandard definiert, der auch in der Stromversorgung zur Anwendung kommt. Cyber Security dient auch dem Datenschutz. Die durch Smart Meter oder durch andere Sensoren erhobenen Daten gehören nämlich grundsätzlich der Anlagebesitzerin oder dem Anlagebetreiber. Ausschliesslich sie können darüber entscheiden, wer die Daten nutzen darf. Gewisse Daten müssen aber Dritten, wie zum Beispiel Stromlieferanten oder Netzbetreibern zugänglich gemacht werden, denn nur so kann beispielsweise der Strom abgerechnet werden.
Daten richtig zu verwerten ist der Schlüssel zur Dekarbonisierung und Nutzung der erneuerbaren Energien sowie zur Erhöhung der Energieeffizienz. Dienstleisterkönnen heute auf Basis von Messdaten zum Verbrauch, unter anderem aus Smart Meters, automatisiert mit Machine Learning ungewöhnliche Verbrauchsmuster erkennen und kundenspezifische Vorschläge machen, wie Energie eingespart werden kann, zum Beispiel durch anderes Nutzungsverhalten oder Ersatz von Geräten. So wird mit Daten Transparenz geschaffen zu Prozessen und dieser Erkenntnisgewinn für spezifische Massnahmen genutzt.
Ein gutes Beispiel aus der Praxis ist das Monitoring-Modul für Minergiebauten. Hier wird anhand von Messdaten ausgewertet, ob sich das Gebäude energieverbrauchstechnisch auch so verhält, wie es ursprünglich geplant wurde – also ein typisches Beispiel für SmartHome-Systeme oder eben dafür, wie die Digitalisierung zu Optimierungen in der Industrie beitragen kann.
Solch ein Potenzial können Unternehmen für sich erheben – vorausgesetzt, sie haben die relevanten Daten. Dazu muss aber unter anderem die Konnektivität im Gebäude erhöht werden, also die digitale Vernetzung von Betriebsmitteln wie Wärmepumpen, Elektromobile, Lüftung, Kühlung, dezentrale Batterien und erneuerbare Energien.
Die Konnektivität im Gebäude zu erhöhen ist nicht trivial. Wichtige technische Fragen sind, wie Interoperabilität der vielen verschiedenen Systeme im Haus – also die Vernetzung – erreicht werden kann oder wie man dann Cyber Security sicherstellt. Nicht zuletzt stellen sich bei den Betreibern der digitalen Gebäude auch Fragen zum Umgang mit den erhobenen Daten – also dem Datenschutz. Solche technischen Herausforderungen sind eine Barriere der Digitalisierung. Aber auch die Anreizlage, sich diesen Herausforderungen zu stellen und die nötigen Investitionen zu prüfen, ist nicht optimal. Das Digital Innovation Office BFE unterstützt über das Programm EnergieSchweiz ein Projekt, das sich mit diesen Fragen vertieft auseinandersetzt und Hilfestellungen leisten soll. Solche digitalen Innovationen im Gebäude- und Prozessbereich können wesentlich zur Energieeffizienz beitragen – das hat auch die Europäische Kommission erkannt und einen Indikator für intelligente Gebäude, welche eine hohe Konnektivität aufweisen, regulativ in den Mitgliedstaaten der EU eingeführt.
Inwiefern Daten Transparenz schaffen und Massnahmen auslösen können, zeigen aktuelle Innovationsprojekte des Digital Innovation Office BFE. Zusammen mit externen Dienstleistern wurden öffentlich zugängliche Daten verwendet, um Transparenz hinsichtlich der Energietransformation in den über 2000 Gemeinden der Schweiz zu veranschaulichen. Schauen Sie selbst nach, wie es um die Nutzung des PV-Potenzials, der Elektromobilität und bei erneuerbaren Heizungen steht: www.energiereporter.ch. Oder interessieren Sie sich für den CO2-Ausstoss des Schweizer Stromverbrauchs in Echtzeit? Dann schauen Sie doch auf www.electricitymap.org nach.